Brücken bauen – Interkultureller Demenzkoffer für Pflegeeinrichtungen
Ein Kooperationsprojekt der Stabsstelle Partizipation und Integration der Stadt Heilbronn und der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg im Rahmen der Lokalen Allianzen
In Deutschland leben 17 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. Davon sind bereits heute 1,5 Mio. über 65 Jahre alt und ca. 108.000 von einer Demenz betroffen. Diese Zahlen werden in den kommenden Jahren stark ansteigen.
Wie ist die Situation in Heilbronn?
Im Stadtkreis Heilbronn leben rund 24.000 Menschen über 65 Jahre. Etwa 33% von ihnen haben eine Zuwanderungsgeschichte. Nach aktuellen Schätzungen sind ca. 2.200 der über 65-jährigen an einer Demenz erkrankt.
Die meisten der älteren Migranten in Heilbronn wurden in Rumänien oder Polen geboren. Sie sind in der Regel gut integriert und sprechen ausreichend gut Deutsch. In den kommenden Jahren wird aber vor allem der Anteil türkei-stämmiger Senioren wachsen, die aus vielfältigen Gründen gesundheitlich stärker beeinträchtigt, finanziell schlechter ausgestattet und der deutschen Sprache weniger mächtig sind.
Häufig wird von der doppelten oder gar dreifachen Fremde gesprochen, wenn Menschen mit Migrationshintergrund an einer Demenz erkranken: Sie fühlen sich fremd durch die Zuwanderungsgeschichte, das fortgeschrittene Lebensalter und die Demenzerkrankung. Erworbene Deutschkenntnisse gehen nach und nach verloren; Erinnerungen an die Vergangenheit und eine Kultur, die die Pflegenden in der Regel nicht kennen, werden immer bestimmender. Zudem ist das Krankheitsbild Demenz in vielen Herkunftsländern wenig bekannt.
Wer Menschen mit Demenz betreut und pflegt, deren Wurzeln in anderen Kulturkreisen liegen, steht also vor besonderen Herausforderungen. Doch die meisten Anbieter von Pflege und Betreuung sind auf den besonderen Unterstützungsbedarf dieser Zielgruppe und die interkulturellen Herausforderungen (noch) nicht vorbereitet.
Interkultureller Demenzkoffer erleichtert Zugang
Hier setzte das Kooperationsprojekt "Brücken bauen – Interkultureller Demenzkoffer für Pflegeeinrichtungen" der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg und der Stabsstelle Partizipation und Integration der Stadt Heilbronn an, gefördert im Rahmen der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz. Ziel des Projektes war es, der in Heilbronn wahrgenommenen Zurückhaltung der Pflegeeinrichtungen zu begegnen, Angebote für Menschen mit Demenz gezielt auch für Betroffene aus anderen Kulturkreisen zu öffnen.
Für Pflegende und Therapeuten ist es oft schwierig, an den ihnen unbekannten Erinnerungsraum von Menschen mit Demenz und Migrationshintergrund anzuknüpfen. Im Rahmen des Projekts wurde deshalb der Interkulturelle Demenzkoffer entwickelt. Die vorwiegend digitale Material- und Informationssammlung soll dabei helfen, für die Besonderheiten des Themas zu sensibilisieren. Wissenslücken sollen geschlossen werden und geeignetes Material soll zur Verfügung stehen, um sich besser auf Menschen mit Demenz aus anderen Kulturkreisen einzustellen und diese besser in die Gruppe oder Einrichtung zu integrieren. Der Interkulturelle Koffer enthält zunächst Materialien für die Pflege, Betreuung und den Umgang mit türkisch-muslimischen und russischen Menschen mit Migrationsgeschichte.
Link zum Interkulturellen Demenzkoffer
Kontakt:
Ute Hauser, Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg
Telefon 0711 / 24 84 96-64, ute.hauseralzheimer-bwde
Stabsstelle Partizipation und Integration Heilbronn
Telefon 07131 / 56 - 42 00, integrationstadt-heilbronnde
Mehr über die Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz erfahren Sie hier.