Kriterien für 'demenzgerechte' stationäre Unterbringung
allgemein:
- Übersichtliche, einfach zu erfassende Gebäudestruktur
- Geschützte Stationen (segregativer Ansatz), nach Möglichkeit Wohngruppen
- Eindeutige Wegeführung mit wiederkehrenden Hinweisen
- Sichtbeziehungen nach außen, um das "Orten" zu erleichtern
- Markante, spezifische Gestaltung wichtiger Orte
- Vermeiden von Symmetrien und Wiederholungen
- "Sprechende" Architektur, die Handlungssicherheit bietet
- Unbewußt wirkende Orientierungshilfen (z.B. Handlauf, Lichtführung, Bodenbelag)
konkrete Innengestaltung:
- Räumlich differenzierte, helle Flure
- Keine Sackgassen
- Beschützende Bauteile wie Nischen, Alkoven, Pavillons
- Sicher anmutende Treppen und Geländer
- Keine Verglasungen bis zum Boden
- Keine verwirrenden Muster oder Spiegeleffekte
- Keine krassen Farbunterschiede im Bodenbelag
technische Details:
- Einfache Bedienungselemente (z.B. im Sanitärbereich)
- Möglichst helle Ausleuchtung (Minimum 700 Lux in Augenhöhe)
atmosphärische Anregungen:
- Streßarme, entspannende Umgebung, aber auch
- "Fenster zur Welt", Option zur Wahrnehmung und Teilhabe am allgemeinen Geschehen
- Akustisch abgeschirmte Räume
- Räume für überschaubare Gruppen (kein "crowding"), nach Möglichkeit mit Sichtfenster zum Flur
- Heitere, freundliche Farben und Materialien
Verringerung der Weg- bzw. Hinlaufgefahr und Selbstgefährdung:
- Grundriß, der eine visuelle Kontrolle der Aufenthaltsbereiche und des Ausgangs erleichtert
- Unauffälliger Stationsausgang
- Sichere, barrierefreie Gestaltung der Räume
- Beschützter, gefährdungsarmer Freibereich
Reaktionen auf Bewegungsbedürfnis und Hyperaktivität:
- Abwechslungsreiche und sichere "Wanderwege" im Haus und im Freibereich, möglichst als Rundwege angeordnet
- Angebote für motorische Bedürfnisse
- Offenes Regal zum Räumen
Alltagsgestaltung:
- Milieutherapeutische Ausrichtung
- Möglichkeiten zur hauswirtschaftlichen Betätigung (Wohnküche, Nähzimmer, Gartenarbeit etc.)
- Vertraute Utensilien im privaten und allgemeinen Bereich
- Berücksichtigung individueller biographischer Aspekte in der räumlichen Gestaltung und im persönlichen Umgang
- Anregung zu körperlicher Aktivität
- Einbeziehung von musikalischen Elementen
- Einbeziehung von Tieren (Streicheltiere, Aquarium, Volière)
- Angebote undAnregungen im taktilen und sensorischen Bereich
- Flexibler Umgang mit Essenszeiten und Wach-Schlaf-Rhythmus (nach Möglichkeit...)
Betreuungskonzept:
- Weitestmögliche Beteiligung und Integration von Angehörigen und freiwilligen HelferInnen
- Minimierung von Fixierungen und sedierenden Medikamenten zugunsten persönlicher Betreuung und Zuwendung
- Kompetente, demenzgerechte ärztliche Versorgung (intern oder extern)
- Demenzgeschultes Personal
- Erhaltung von Ressourcen ohne Überforderung – kein Training!
- Anregungen und Aktivitäten s. Alltagsgestaltung
Quellen u.a.: Stationäre Versorgung von Alzheimer Patienten, Schriftenreihe der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (Kapitel 8, S. Heeg)